Ein Bereich enthält Objekte, die in irgendeiner Weise definiert sind,
welche im folgenden nicht weiter wichtig ist.
Diese Objekte seien mit
als Variablen bezeichnet und dürfen sowohl überstrichen als auch indiziert
sein. Zusätzlich wird angenommen, daß ein Bereich mindestens ein Objekt
enthält.
Die später behandelten Varianten von Verbänden werden mindestens ein Objekt enthalten, zuvor wird es die Beweise vereinfachen. Diese Definition ist für den augenblicklichen Bedarf etwas zu weit konzipiert, im weiteren Verlauf werden diese Erweiterungen jedoch benötigt.
Zunächst aber zur Theorie der Verbände, die hier nur soweit entwickelt werden soll, wie es zur Behandlung der Venn-Diagramme nötig ist. Dazu wurden im wesentlichen [1] und [2] verwendet.
Eine beliebigstellige Verknüpfung heißt abgeschlossen über dem
Bereich
,
wenn für alle
,
auch
in
ist.
Ein Bereich
mit einer oder mehreren abgeschlossenenen Verknüpfungen heißt
algebraische Struktur:
.
heißt
Trägerbereich dieser Struktur.
Wenn im folgenden also auf Objekte
bezug genommen
wird, so sind immer Objekte aus dem Bereich gemeint.
Die algebraische Struktur
heißt Verband, wenn
folgende Bedingungen für alle Variablen
aus dem Bereich
erfüllt
sind:
(V1a) |
![]() |
(V1b) |
![]() |
|
(V2a) |
![]() |
(V2b) |
![]() |
|
(V3a) |
![]() |
(V3b) |
![]() |
Ein Objekt aus dem Bereich wird auch Term genannt, ebenso alle Objekte,
die sich durch Verknüpfung mittels
oder
erzeugen lassen.
Terme werden mittels des Gleichheitszeichens = in Beziehung zueinander gesetzt.
Für dieses Zeichen gilt unter anderem die Substitutionsregel, die besagt, daß
Terme, die in der Gleichheitsbeziehung zueinander stehen, wechselseitig in und
füreinander eingesetzt (substituiert) werden dürfen. Die Gleichheit ist eine
Äquivalenzrelation, also symmetrisch, transitiv und auch reflexiv.
In den Verbandsaxiomen treten die Operationen
und
gleichberechtigt auf. Daraus läßt sich das fundamentale
Dualitätsprinzip formulieren. Dazu muß zunächst geklärt werden, was ein
verbandstheoretischer Ausdruck ist. Ein solcher Ausdruck ist ein
sprachliches Gebilde, in dem neben einigen logischen Teilen und Variablen für
die Objekte eines Verbandes nur die Symbole
und
auftreten.
Einem solchen Ausdruck
ist eindeutig ein sogenannter dualer Ausdruck
zugeordnet, der aus
dadurch entsteht, daß in
überall
durch
ersetzt wird und umgekehrt. Natürlich ist dann
.
Ein in jedem Verband gültiger verbandstheoretischer Ausdruck, insbesondere also auch jedes Axiom, heiße ein Satz der Verbandstheorie.
Der duale Ausdruck eines Satzes der Verbandstheorie ist wieder ein Satz der Verbandstheorie.
Beweis: Für jedes Axiom ist auch dessen dualer Ausdruck ein Axiom, daher kann für jeden aus den Axiomen erzeugten Ausdruck auch dessen dualer Ausdruck aus den Axiomen erzeugt werden.
Beweis: (a) Es ist
.
Ersetzen des rechten
auf der rechten Seite der Gleichung nach (V3b) durch
ergibt
.
Anwendung von (V3a) ergibt
.
Der Beweis für (b) ergibt sich unmittelbar durch Anwendung des Dualitätsprinzips.
Beweis: ,,`` Es ist
.
,,`` Es ist
.
Beweis: (a) Es ist
.
Mit
gilt dann:
.
(b) Der Beweis verläuft analog.
Es gelte:
Ein Objekt
des Verbandes
mit
und
für alle
heißt Nullobjekt.
Ein Objekt
des Verbandes
mit
und
für alle
heißt Einsobjekt.
Beweis: Sind
und
zwei Nullobjekte, so gilt
( da
Nullobjekt ) und
( da
Nullobjekt ), also ist
.
Der Beweis für das Einsobjekt
verläuft analog mit den dualen Ausdrücken.
Da es nur höchstens ein Null- und höchstens ein Einsobjekt in einem Verband geben kann, seinen diese (falls vorhanden) mit 0 bzw. 1 bezeichnet. Die Bedingungen für Nullobjekt und Einsobjekt sind dual zueinander definiert. Daher ist (falls beide vorhanden) die 0 das Dual der 1 und umgekehrt. Für einen solchen Verband wird die Dualisierungsregel dementsprechend erweitert.
In der Verbandstheorie spielen neben den Verbänden die Halbordnungsstrukturen eine große Rolle.
Gegeben sei ein Bereich
und eine Beziehung
mit
genau
dann, wenn die Beziehung
zwischen
und
besteht. (,,
kleiner-gleich
``).
heißt Halbordnung auf
genau dann, wenn gilt:
(H1) |
![]() |
(H2) |
![]() |
(H3) |
![]() |
heißt Halbordnungsstruktur mit
als Trägerbereich. Es
handelt sich lediglich um eine Halbordnung, da
nicht garantiert ist.
In Halbordnungsstrukturen gilt wie in den Verbänden ein
Dualitätsprinzip. Aus einem gültigen ordnungstheoretischen Ausdruck
erhält man den dualen Ausdruck
,
indem man überall
durch
ersetzt, wobei
und
beliebige Terme sind.
Der duale Ausdruck eines Satzes der Theorie der Halbordnungsstrukturen ist ebenfalls ein Satz dieser Theorie.
Beweis: Jedes Axiom ist selbstdual (bis auf Umbenennung der Variablen), daher kann man zu jedem aus den Axiomen hergeleiteten Satz der Theorie der Halbordnungsstrukturen der duale Ausdruck ebenfalls abgeleitet werden.
Sei
eine Halbordnungsstruktur.
Ein Objekt
heißt genau dann minimal, wenn es kleiner-gleich allen mit ihm
vergleichbaren ist, also wenn für alle
aus
aus der Gleichung
die Gleichnung
folgt.
Ein Objekt
heißt genau dann maximal, wenn jedes mit ihm vergleichbare
Objekt kleiner-gleich
ist, also wenn für alle
aus
aus der
Gleichnung
die Gleichnung
folgt.
Sei
eine Halbordungsstruktur.
Ein Objekt
heißt genau dann kleinstes Objekt von
,
wenn
für alle
gilt:
.
Ein Objekt
heißt genau dann größtes Objekt von
,
wenn
für alle
gilt:
.
Es gibt in einer Halbordnungsstruktur höchstens ein kleinstes Objekt und höchstens ein größtes Objekt.
Beweis: Seien
und
kleinste Objekte. Dann gilt
für alle
,
insbesondere gilt also auch
.
Mit der gleichen
Argumentation gilt
,
nach (H2) also
.
Der Beweis für
größte Objekte verläuft analog mit den dualen Ausdrücken.
Ein kleinstes Objekt wird (falls vorhanden) mit
bezeichnet.
Ein größtes Objekt, wird (falls vorhanden) mit
bezeichnet.
Größtes und kleinstes Objekt sind dual zueinander definiert, daher ist (falls
beide vorhanden sind)
das Dual von
und
umgekehrt. Die Dualisierungsregel für Ordnungstrukturen ist dementsprechend zu
erweitern, falls die betrachtete Struktur größte und kleinste Objekte
enthält.
Sei
eine Halbordnungsstruktur,
.
Ein
heißt obere Schranke von
genau dann, wenn für jedes Objekt
aus
gilt:
.
Ein
heißt untere Schranke von
genau dann, wenn für jedes Objekt
aus
gilt:
.
Sei
eine Halbordnungsstruktur,
.
Ein
heißt Supremum von
genau dann, wenn
die kleinste obere Schranke
von
ist, d.h. wenn für alle oberen Schranken
von
gilt:
.
Abgekürzt schreibt man
.
Ein
heißt Infimum von
genau dann, wenn
die größte untere Schranke
von
ist, d.h. wenn für alle unteren Schranken
von
gilt:
.
Abgekürzt schreibt man
.
Beweis: Seien
und
zwei Suprema (Infima) von
.
Dann sind beide
insbesondere auch obere (untere) Schranken von
(Def 2.10). Dann gilt
und
,
d.h. nach (H2):
.
Wir wollen uns im folgenden auf Halbordnungsstrukturen beschränken, in denen
Suprema und Infima von Objekten eines Bereiches immer existieren und mit zu dem
Bereich gehören.
und
sind zueinander
dual definiert. Die Dualisierungsregel für Halbordnungsstrukturen ist
dementsprechend zu erweitern.
Beweis: (a) Nach Definition 2.9 ist
.
Andererseits gilt aber
,
d.h.
ist untere Schranke von
.
Da
nach Definition 2.10 die größte untere Schranke von
und
ist, gilt
.
Nach (H2) gilt damit
.
(b) Der Beweis ist dual zu dem von (a).
Die Beweise lassen sich einfach auf mehr als zwei Komponenten erweitern.
Beweis: (a) ,,`` Nach Definition 2.9 ist das Infimum
eine untere Schranke, daß heißt es gilt
für alle
aus
.
Nach Voraussetzung gilt
,
daher gilt
nach Axiom (H3):
für alle
aus
.
,,`` Umgekehrt folgt aus
für alle
aus
,
daß
untere Schranke von
ist, nach Definition 2.10 gilt dann
aber
.
(b) Der Beweis ist dual zu (a).
Beweis: (a) Nach Voraussetzung ist
.
Außerdem gilt
(H1), daher gilt nach Satz 2.10
.
Nach Definition 2.9 gilt auch
,
daher gilt nach (H2)
.
(b) Der Beweis ist dual zu (a).
Beweis: Nach Satz 2.11 folgt aus
:
,
damit auch (Beweis von Satz 2.11)
.
Da
folgt
daher nach (H3)
.
Nun werden Verband- und Halbordnungsstruktur zueinander in Beziehung gesetzt.
Beweis: (1) Aus Satz 2.2 (
)
folgt nach der
Definition aus Satz 2.13:
.
(2) Aus
und
folgt zunächst nach obiger
Definition
und
,
daher gilt:
.
(3) Aus
und
folgt zunächst nach
Definition
und
.
Dann ist durch Einsetzen
,
also
.
Seien
ein Verband und
eine wie vor
definierte Halbordnungsstruktur. Dann gilt für alle
und
:
(a)
(b)
Falls Verband wie Halbordnungsstruktur über 0/1 bzw. 0
/1
verfügen, gilt:
(c)
(d)
Beweis: (a) Nach (V3a) gilt
und
,
was nach obiger Definition mit
sowie
gleichbedeutend ist; somit ist
obere Schranke von
und
.
ist aber auch die kleinste obere Schranke. Ist nämlich
und
,
so ist
und
,
sowie nach Satz 2.3
und
.
Daher ist
und
daher (Satz 2.3) ist wiederum nach obiger Definition
,
was gleichwertig mit
ist.
(b) Der Beweis ist dual zu (a).
(c) Nach Definition 2.5 gilt im Verband für das Nullobjekt 0 für alle
:
.
Nach Satz 2.13 gilt daher
für
alle
,
daher ist die 0 ein kleinstes Objekt im Sinne von Definition
2.8. Daher gilt:
(d) Der Beweis ist dual zu (c).
Sei nun umgekehrt eine Halbordnungsstruktur
vorgegeben. Es
sollen nun zwei abgeschlossene Verknüpfungen
und
definiert
werden, so daß
einen Verband darstellt.
Beweis: (1) Nach Definition 2.10 sind Suprema bzw. Infima bereits kommutativ definiert, nach Übersetzung sind daher (V2a) und (V2b) bewiesen.
(2) Es ist nach Definition 2.10
und
.
Weiterhin ist
nach Definition 2.10
und
.
Daher gilt nach (H3)
und
.
Daraus folgt nach
Definition 2.10, daß
und
gilt.
Das ergibt wiederum nach Definition 2.10, daß
gilt.
Umgekehrt gilt nach Def. 2.10
und
.
Ebenso ist nach
Def. 2.10
;
;
und
.
Daher gilt
;
;
nach (H3). Daher
ist nach Definition
2.10
und damit ist nach
Definition 2.10 auch
.
Daher ist
nach (H2).
Das kann man ebenso für
durchführen, woraus
sich ergibt:
.
Das
bedeutet, daß nach Übersetzung
gilt, womit (V1b) bewiesen ist. Der Beweis von (V1a) verläuft dual.
(3) Es gilt nach Definition 2.10
,
daher
gilt nach Satz 2.11
.
Ebenso gilt nach
Definition 2.10
,
daher gilt nach Satz
2.11
.
Damit sind nach Übersetzung
(V3a) und (V3b) bewiesen.
(4) Es sei
.
Nach Satz 2.11 gilt
.
Nach Übersetzung gemäß Satz 2.14 gilt dann
.
Für Null- und Einsobjekt gilt die Argumentation wie im Beweis von Satz 2.14.
Damit ist eine eindeutige Beziehung zwischen den Verbänden und den hier
betrachteten Halbordnungsstrukturen hergestellt. Es ist üblich, Verbände mit
den Halbordnungsstrukturen zu identifizieren, bei denen zu zwei Objekten aus
dem Trägerbereich der Halbordnungsstruktur auch deren Supremum und Infimum zu
dem Trägerbereich gehört. Alle Sätze, die für
und
bewiesen
wurden, gelten daher auch für
und
und umgekehrt. Die
Dualisierungsprinzipien beider Strukturen können ebenfalls ineinander
überführt bzw. ergänzt werden.
Beweis:
ist Axiom (H2). Es ist
.
Dann gilt nach Satz 2.13
.
Umgekehrt ist
.
Dann gilt nach Satz 2.13
.
Die Booleschen Verbände sind das eigentliche Ziel dieses Kapitels, zunächst erfolgen aber noch einige weitere einleitende Definitionen, Sätze und Beweise.
Ein Verband
heißt genau dann distributiv, wenn für
alle
gilt:
(V4a) |
![]() |
(V4b) |
![]() |
Man gibt zwei Distributivgesetze an, um die Gleichwertigkeit von
und
und damit die Dualität zu erhalten.
Beweis: Es ist:
.
Ein Verband
mit Nullobjekt 0 und Einsobjekt 1 heißt
genau dann komplementär, wenn es zu jedem
mindestens ein
mit
und
gibt.
heißt ein Komplement von
.
Beweis: Sind
und
Komplemente von
,
so gilt gemäß Definition
2.12:
,
sowie
.
Dann ist
.
In einem distributiven Verband ist das Komplement des Komplementes eines Objektes wieder das Objekt.
Beweis: Sei
das Komplement von
.
Dann gilt nach Definition
2.12:
und
.
Sei ebenso
das
Komplement von
.
Dann gilt gemäß Definition 2.12:
und
.
Insbesondere gilt also auch
und
.
Da der Verband distributiv
ist, darf Satz 2.17 angewendet werden, so daß sich
ergibt.
Ein Verband mit 0 und 1, der sowohl komplementär als auch distributiv ist, heißt Boolescher Verband oder auch Boolesche Algebra.
Für einen Booleschen Verband gelten also insgesamt die folgenden Axiome:
Abgeschlossenheit bezüglich der Operationen
und
.
(V1a) |
![]() |
(V1b) |
![]() |
|
(V2a) |
![]() |
(V2b) |
![]() |
|
(V3a) |
![]() |
(V3b) |
![]() |
|
(V4a) |
![]() |
(V4b) |
![]() |
Es gibt ein kleinstes Objekt 0 und es gilt für alle :
und
.
Es gibt ein größtes Objekt 1 und es gilt für alle :
und
.
Für jedes Objekt
gibt es ein eindeutiges Komplement, das mit
bezeichnet wird.
Es gilt
und
.
Die Axiome des Booleschen Verbandes sind nicht unabhängig, (V1a), (V1b), (V3a) und (V3b) sind z.B. aus den anderen Axiomen herleitbar, die eindeutige Negation ergibt sich aus (V4a) und (V4b).
Zur besseren Unterscheidung wird der Boolesche Gleichungskalkül mit dem Kürzel
BV
bezeichnet.
Mit dem Wort Variable wird ein beliebiges unbestimmtes Objekt aus dem Trägerbereich bezeichnet. Eindeutig bestimmte Objekte, wie z.B. 0 und 1 werden als Konstanten bezeichnet.
Ausdrücke wie z.B.
in Booleschen Verbänden oder
in
Halbordnungsstrukturen werden auch Formeln genannt.
Bisher wurde nur bewiesen, daß die Axiomensysteme V1-V3 (der Gleichungskalkül)
und H1-H3 (der Halbordnungskalkül) äquivalent sind. Was ist mit BV ?
Zumindest weiß man, daß man (nach Satz 2.15) in Halbordnungsstrukturen
und
statt inf bzw. sup verwenden kann.
Beweis: (a) Es ist
und
.
Daher ist nach Definition 2.10
.
Es ist
und
.
Daher gilt (H3)
.
Außerdem ist
und
,
daher nach (H3)
.
Daher gilt nach Definition 2.10
.
(b) Der Beweis ist dual zu (a).
Es fehlen die anderen Richtungen der Distributivgesetze. Diese fügen wir als Axiome H4 hinzu:
(H4) |
![]() |
![]() |
(H5) sei die Definition der größten/kleinsten Objekte gemäß Definition 2.8. (H6) sei die Definition des Komplements gemäß Definition 2.12 lediglich nun mit Hilfe von Satz 2.14 auf die Halbordnungsstruktur bezogen.
Aus Satz 2.20 und (H4) folgt mittels (H2) sofort (V4). Umgekehrt folgt
aus (V4) mittels Satz 2.16 sofort (H4). Dieser Boolesche
Halbordnungskalkül ( H1 - H6 ) wird mit BV
bezeichnet.
Beweis: Für das Komplement
von
muß gelten:
und
.
erfüllt
diese Bedingungen, denn es ist
und
.
Für das
Komplement
von
muß gelten:
und
.
erfüllt diese Bedingungen, denn
es ist
und
.
Beweis: (a) ,,`` Es gilt
.
Dann gilt
nach Satz 2.13
.
Dann ist
.
,,`` Es ist
.
Dann gilt:
.
Dann gilt nach Satz
2.3
und daraus folgt nach Satz 2.13
.
(b) ,,`` Es gilt
.
Dann gilt nach Satz
2.13
und nach Satz 2.3 gilt dann
.
Dann ist
.
,,`` Es ist
.
Dann gilt:
.
Nach Satz 2.13 gilt
dann:
.
Beweis: (a) Es ist
.
Daraus folgt nach Satz 2.22:
.
Umgekehrt ist
.
Daraus folgt nach Satz 2.22:
.
Nach (H2) folgt daher:
.
(b) Der Beweis verläuft dual.
Beweis: ,,`` Es ist
.
Dann gilt nach
Satz 2.22:
.
(V2b) liefert
.
Daraus folgt wieder mit Satz 2.22:
.
,,`` Es ist
.
Dann gilt
nach Satz 2.22:
.
Dann
ist nach (V2b):
.
Gemäß
Satz 2.19 gilt dann:
.
Dann gilt nach Satz
2.22:
.
Beweis: (a) Es ist:
.
(b) Der Beweis ist dual.
Sei
ein Boolescher Verband. Dann gilt für alle
:
(a)
(b)
Beweis: (a) ,,`` Es gilt nach Voraussetzung
.
Nach Definition 2.10 gilt
.
Mit (H3) folgt daher
.
Andererseits gilt nach Definition 2.10
und
auch
.
Daraus folgt nach (H3)
.
Nach Definition 2.10 folgt aus
und
,
daß
.
Dann gilt
nach Satz 2.25:
.
,,`` Es gilt nach Voraussetzung
.
Nach Definition 2.10 gilt
.
Mit (H3)
folgt daher
.
Andererseits gilt
nach Definition 2.10
und auch
.
Daraus folgt nach
(H3)
.
Nach Definition
2.10 folgt aus
und
,
daß
gilt.
Dann gilt nach Satz 2.25:
.
(b) ,,`` Den Beweis erhält man, indem man im Beweis (a)
,,
`` jedes Auftreten von
durch
ersetzt und
umgekehrt.
,,`` Den Beweis erhält man, indem man im Beweis (a)
,,
`` jedes Auftreten von
durch
ersetzt und
umgekehrt.
Ein Literal ist die Variable für ein Objekt oder dessen Komplement aus dem Trägerbereich eines Booleschen Verbandes.
Eine Boolesche Funktion ist ein beliebiger Ausdruck, der aus endlich vielen
Symbolen besteht, der die Verknüpfung von Konstanten und Variablen durch die
Operationen ,
und
beschreibt.
Dabei werden ggf. Klammern zur Erzielung der Eindeutigkeit der Ausdrücke
eingesetzt.
Alle weiteren Ergebnisse dieses Abschnittes beziehen sich auf Boolesche Verbände mit endlichem Trägerbereich, also auf endliche Boolesche Verbände.
Sei
die Zahl der im Trägerbereich eines Booleschen Verbandes
vorkommenden verschiedenen Literale. Ein Minterm ist die Verknüpfung aller
Literale durch die
-Operation, wobei kein Literal doppelt vorkommt.
Beweis: (Vollständige Induktion) Sei .
Dann gibt es nur eine
Variable, sie heiße
und zwei Minterme, nämlich
und
.
Die Behauptung gilt also für
.
Angenommen die Behauptung gelte für
Variablen, es gebe also
Minterme. Jeder dieser Minterme hat die Form
Fügt man eine weitere Variable
hinzu, so sehen die Minterme wie folgt
aus:
Dann gilt:
Der geklammerte Ausdruck ist einer der
Minterme
,
also gilt:
d.h., jeder Minterm für
Variablen spaltet sich in zwei Minterme für
Variablen auf, nämlich in:
Insgesamt gibt es also
Minterme für
Variablen.
Eine Boolesche Funktion ist in kanonischer disjuktiver Normalform, wenn sie eine
-Verknüpfung (Disjunktion) von Mintermen der Funktion ist, wobei kein
Minterm doppelt auftaucht.
Die konstanten Funktionen 0 und 1 sind ebenfalls in kanonischer disjunktiver
Normalform für alle .
Die kanonische disjunktive Normalform, die bei
Variablen alle
Minterme enthält, entspricht der 1.
Beweis: Von den
Mintermen enthalten
das Literal
und
das Literal
,
wie bereits im Beweis von Satz
2.27 zu erkennen war. Aus den
Mintermen, die das Literal
enthalten, wird
durch mehrfache Anwendung von (V4a)
,,ausgeklammert``. Ebenso wird mit dem Literal
verfahren. Die
beiden jeweils verbleibenden Terme sind gemäß Beweis von Satz 2.27
identisch, wodurch sich die Disjunktion aller Minterme in der Form
schreiben läßt, wobei
der identische Restterm ist.
Wendet man nun auf
die gleiche Technik nocheinmal an, klammert jedoch
aus, so kann man
schreiben als
,
wobei
der verbleibende Restterm ist.
Anwendung dieser Technik bis zur Ausklammerung von
ergibt als Restterm
.
Beweis: Dieser Beweis wird durch die Angabe eines Konstruktionsverfahrens geführt. Das Verfahren funktioniert wie folgt:
Sei
eine beliebige Boolesche Funktion von
Variablen, einschließlich der
Konstanten 0 und 1. Wenn
Ausdrücke der Form
oder
enthält, so ergibt die Anwendung von
Satz 2.23
bzw.
.
Das wiederholt man solange, bis jede
Komplement-Überstreichung nur noch über einer einzigen Variablen/Konstanten
steht. Gemäß Satz 2.19 werden doppelte Negationen aufgelöst. Durch
Anwendung von (V4a) und (V4b) erhält man Glieder, deren Literale nur durch
verbunden sind, und diese Glieder sind wiederum nur durch
verknüpft. Enthält eines dieser Glieder eine 0, so ist gemäß Definition
2.5 das ganze Glied gleich 0 und kann daher gemäß Definition 2.5
ersatzlos entfallen, falls noch ein anderes Glied vorhanden ist. Ist das einzige
verbleibende Glied eine 0, so ist das Verfahren beendet. Enthält eines dieser
Glieder eine 1, so entfällt gemäß Definition 2.5 die 1, falls noch ein
anderes Literal in dem Glied vorkommt. Ist eines der Glieder gleich 1, so ist
gemäß Definition 2.5 die gesamte Disjunktion gleich 1 und das Verfahren
damit beendet. Angenommen ein Glied
der Disjunktion enthält weder die
Variable
noch deren Komplement
.
Dann ist
.
Wiederholt man diesen Schritt für jede fehlende
Variable in jedem Glied der Disjunktion, so erhält man schließlich eine
Disjunktion von Mintermen. Satz 2.2 erlaubt es, doppelt vorkommende
Glieder wegzulassen. Dann ist die entstandene Disjunktion von Mintermen eine
kanonische disjunktive Normalform.
Da im beschriebenen Konstruktionsverfahren nur substituiert wird, also nur Gleichungen verwendet werden, ist das Verfahren auch umkehrbar, d.h. Boolesche Funktionen in kanonischer DNF teilen die Menge der Booleschen Funktionen in Klassen äquivalenter Funktionen ein.
Beweis: Bei
Variablen kann jeder der
Minterme in einer
kanonischen disjunktiven Normalform vorkommen oder nicht, kann etwas zu der
Disjunktion beitragen oder nicht. Entsprechend der bekannten kombinatorischen
Grundregel zur Variation mit Wiederholung ergibt sich daher:
Ein andere Beweismöglichkeit beruht auf dem ,,Auswählen ohne Zurücklegen und
ohne Berücksichtigung der Reihenfolge``. Das entspricht der Art und Weise des
Auswählens der Minterme, denn erstens wird jeder Minterm nur einmal verwendet
und zweitens ist die Reihenfolge beliebig, da die Disjunktion kommutativ ist.
Für diesen Fall ist die Anzahl der Auswahlmöglichkeiten von
Objekten aus
einer Menge von
gleich
.
Für den Fall der Minterme, die die
kanonischen disjunktiven Normalformen bilden sollen, muß man die Auswahlen
aller
aus
Mintermen betrachten. Dann ist die
Anzahl der verschiedenen kanonischen disjunktiven Normalformen gleich
ein bekanntes Ergebnis der Kombinatorik. Dabei entspricht das Auftauchen keines Mintermes der konstanten Funktion 0 und das Auftauchen aller Minterme gemäß Satz 2.28 der konstanten Funktion 1.
Beweis: Da jede Boolesche Funktion mit
Variablen in eine Boolesche
Funktion in kanonisch disjunktiver Normalform mit
Variablen umgeformt werden
kann (Satz 2.29) und es für
Variablen genau
verschiedene kanonische disjunktive Normalformen gibt, heißt das, daß es genau
verschiedene Boolesche Funktionen für
Variablen gibt.