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Günther Jacoby

21.4.1881 - 4.1.1969

Zur Person

Günther Jacoby wurde am 21. April 1881 in Königsberg als Sohn eines Theologen, geheimen Konsistorialrates und ordentlichen Professors an der Albertina geboren. Er studierte Theologie, Germanistik und Philosophie in Königsberg und Tübingen. Nach einer kurzen Tätigkeit als Lehrer studierte er erneut Philosophie, diesmal in Berlin und promovierte 1906 bei Paulsen.

Jacoby habilitierte sich 1909 an der Universität Greifswald. Es folgten Gastprofessuren und Lehrtätigkeiten in zahlreichen Ländern, darunter Frankreich, England, den USA und der Türkei. Der erste Weltkrieg unterbrach seine Lehrtätigkeit und erst 1919 wurde er außerordentlicher Professor in Greifswald.

1920 kam er bei der Lektüre der Allgemeinen Erkenntnislehre von Moritz Schlick auf die entscheidenden Gedanken seiner Ontologie. Daraus entstand in mehr als 30 Jahren das Hauptwerk Jacobys, die Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit, neben dem alle anderen Werke Jacobys verblaßen.

Güther Jacoby

1928 wurde Jacoby ordentlicher Professor, um dann 1937 zwangspensioniert zu werden. Nach dem Zusammenbruch des dritten Reiches rehabilitiert, war er zunächst Dekan der Greifswalder Philosophischen Fakultät. Dann aber geriet er mit der DDR-Führung in Konflikt und wurde seines Amtes enthoben. Auch nach seiner Emeritierung setzte er seine Tätigkeit fort, gesundheitliche Probleme, insbesondere seine aus dem ersten Weltkrieg herrührende Taubheit, konnten ihn nicht stoppen.

Günther Jacoby starb am 4. Januar 1969 in Greifswald.

Weitere und umfangreichere Informationen zu Günther Jacoby finden sich im Günther Jacoby Forschungsprojekt.

Auszugsweise Schriften von Günther Jacoby

  1. Glossen zu den neusten kritischen Aufstellungen über die Komposition des Buches Jeremia, Dissertation Königsberg, 1903
  2. Herders und Kants Ästhetik, Leipzig 1907
  3. Der Pragmatismus. Neue Bahnen in der Wissenschaftslehre des Auslands. Eine Würdigung, Leipzig 1909
  4. Herder als Faust. Eine Untersuchung, Leipzig 1911
  5. Englische und deutsche Mannesart, Greifswald 1921
  6. Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit, Band 1, Halle 1925
  7. Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit, Band 2, Halle 1928-1955
  8. Wilhelm Schuppe. Akademische Gedenkrede zu seinem 100. Geburtstag am 5. Mai 1936, Greifswald 1936
  9. Die Ansprüche der Logistiker auf die Logik und ihre Geschichtsschreibung, Stuttgart, 1962
  10. Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit, 2. unveränderte Auflage, Tübingen 1993

Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit

Das Hauptwerk Jacobys wurde in mehreren Abschnitten veröffentlicht und blieb lange Zeit ein Torso. Nachdem der erste Band 1925 erschienen war, erfolgten weitere Auslieferungen quasi als eine Loseblattsammlung, die erst 1955 in einem 2. Band unterteilt in 2 Halbbände von zusammen ca. 1000 Seiten als Buch veröffentlicht werden konnten. 1993 gelang es, die komplette Ontologie erneut herauszugeben.

Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit

Die Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit ist ein Unternehmen mit zunächst bescheidenen Zielen, aber großen Ertrag. Es geht um die schlichte Frage "Was ist Wirklichkeit?" und beschränkt sich auf die Analyse des Inhaltes, den dieser Begriff in unserer praktischen Begriffsbildung, in der Alltagssprache wie auch in der Wissenschaft hat.

Der Begriff "Wirklichkeit" ist gemacht für unseren praktischen Umgang mit der Erscheinungswelt, der "immanenten" Welt, und scheint diese zum Inhalt zu haben. Da er sich weithin bewährt hat, kann er nicht ganz falsch sein, und es lohnt sich, ihn zunächst ernst zu nehmen. Das tut Jacoby im ersten Teil der Ontologie. Dort untersucht er die immanente Außenwelt und die dazugehörige Immanenzontologie des Bewußtsein. Diese stellt sich trotz aller Rettungsversuche als unheilbar widerspruchsvoll heraus.

Das letzte Kapitel des ersten Bandes beschäftigt sich dann mit den logischen Grundlagen der Transzendenzontologie. Dieser Abschnitt bildet die Grundlage für Jacobys Logikvorlesungen und ist auch die Basis des logischen Schaffens von Bruno Baron v. Freytag Löringhoff.

Manche Leser des ersten Bandes sind damals einer Täuschung erlegen: Jacoby entwickelt und verteidigt die Immanenzontologie zunächst so gründlich, daß viele ihn für einen Immannenzontologen gehalten haben. Das bereits im ersten Band ein Kapitel "Der Zusammenbruch der Immanenzontologie" überschrieben ist, wurde leicht übersehen.

Man muß die "Überschneidung", die Grundlage der Immanenzontologie aufgeben und sich auf die "psycho-physische-Relation" stützen, darauf, daß unser Bewußtsein über die Sinnesorgane von einer ihm ansonsten transzendenten Wirklichkeit affiziert wird. Diese Relation ist die Grundlage der Transzendenzontologie, deren Wirklichkeitsbegriff Jacoby von Beginn des zweiten Bandes an analysiert.

Es folgt ein tief angesetzter Neuansatz mit weitreichenden Konsequenzen. Sie betreffen die Einbettung des Bewußtseins in die Wirklichkeit, das Verhältnis von Raum, Zeit und Bewußtsein, das Problem der Identität von Beständen im Nacheinander, und vieles mehr. Sie betreffen alle Wissenschaften.

Sind doch einige Teile, besonders die Deutung von Raum und Zeit, relativ naiv und recht ungewöhnlich, so sind der methodische Ansatz und insbesondere das Vorgehen Jacobys über weite Strecken recht überzeugend und zumindest nachdenkenswert.

Die Angaben zur Person basieren zum Teil auf einem in der Zeitschrift für philosophische Forschung erschienen Artikel mit dem Titel "Günther Jacoby 80 Jahre alt" von Bruno Baron v. Freytag Löringhoff

Die Angaben zur Ontologie sowie zu den Schriften von Günther Jacoby stammen im wesentlichen aus dem Vorwort zur Neuauflage der Ontologie von 1993 von Bruno Baron v. Freytag Löringhoff